100 Jahre Spengler Cup. Das verlangt nach einer grossen Frage: Was wird in 100 Jahren sein?
Gaudenz Domenig: Dann findet der 195. Spengler Cup statt.
Sind Sie sicher?
Die Gründer des Turniers hätten wahrscheinlich auf eine entsprechende Frage damals auch gehofft, dass es den Spengler Cup 2023 noch geben wird. Mit der gleichen Zuversicht darf ich sagen, dass 2123 der 195. Spengler Cup ausgetragen wird (der Spengler Cup konnte seit 1923 nicht jedes Jahr ausgetragen werden – die Red.).
Was bestärkt Ihren Optimismus?
Der Spengler Cup und das Eishockey werden ihren Platz in der Unterhaltungsindustrie behalten. Die Faszination des Kampfes Mann gegen Mann, die zum Eishockey gehört, wird es auch in hundert Jahren noch geben …
… und die Faszination des Zweikampfes Frau gegen Frau gibt es ja auch noch im Eishockey.
Wir überlegen uns tatsächlich, wie wir das Frauenhockey ins Turnier integrieren können. Wir beginnen dieses Jahr mit einem Match der HCD Ladies gegen die HCAP Girls am 30. Dezember um 11.00 Uhr. Es ist eine Partie der Frauenliga und wir streben einen absoluten neuen Zuschauerrekord für ein Spiel der Frauen-Meisterschaft an.
Ein realistisches Ziel. Durchschnittlich wollen 126 Zuschauende die Spiele unserer Frauenmeisterschaft sehen. Wird die Partie live übertragen?
Das hatten wir gehofft. Die TV-Produktion ist ja vor Ort. Aber es wird keine Direktübertragung geben.
Ist ein Spengler Cup für Frauen denkbar?
Ja, wir machen uns Gedanken in dieser Richtung, um das Frauenhockey zu fördern. Das Problem ist in erster Linie organisatorischer Natur: Woher nehmen wir die Garderoben und die Eiszeit? Denkbar wäre vielleicht ein Turnier vorerst zum Beispiel mit drei Frauenteams.
Vor hundert Jahren war der Spengler Cup ein HCD-Nebenprodukt. Heute ist es zumindest wirtschaftlich wohl eher so, dass der HCD ein Nebenprodukt des Spengler Cups ist.
Sie übertreiben. Nach wir vor erwirtschaften wir beim HC Davos 65 Prozent des Gesamtumsatzes mit der Meisterschaft.
Aber ohne den Spengler Cup wäre der HCD nicht das, was er heute ist.
Da haben Sie wohl recht. Dann wären wir budgetmässig näher beim Niveau von Ambri oder Langnau.
Womit der HCD immerhin dazu in der Lage wäre, den Spengler Cup zu gewinnen.
Wo Sie recht haben, da haben Sie recht.
Der HCD verdankt seine Magie auch dem Spengler Cup.
Das mag sein. Aber vergessen Sie nicht die Ausstrahlung von Spielern wie Bibi Torriani oder 25 Meistertiteln schon im letzten Jahrhundert. Der Spengler Cup war während sehr langer Zeit ein Kostenfaktor.
Der HCD hat mit dem Turnier Geld verloren?
Ja, noch in den 1970er-Jahren gibt es Protokolleintragungen über Verluste. Da wurde an Vorstandssitzungen darüber beraten, wer wohl helfen könnte, den Verlust von 15'000 Franken aus dem Turnier zu begleichen.
Seit wann ist das Turnier gewinnbringend?
Zwischen 1985 und 1990. Ein Jahr zu nennen, ist sehr schwierig, weil der HCD nie eine Vollkostenrechnung für das Turnier geführt hat.
Weil der HCD das Turnier nebenher mit dem gleichen Personal organisiert, das auch für den Klub arbeitet?
So ist es. Marc Gianola arbeitet als HCD-Geschäftsführer und ist auch für den Spengler Cup verantwortlich. Wir haben eine Marketing-Abteilung, die für den Klub und den Spengler Cup arbeitet. Da ist es schwierig herauszufinden, wie viele Arbeitsstunden für den HCD und wie viele für den Spengler Cup geleistet werden.
Seit wann ist der Spengler Cup ein gutes Geschäft?
Seit Beginn dieses Jahrhunderts. Aber noch so um 2001 oder 2002 herum betrug der Gewinn höchstens eine Million Franken.
Und heute?
Etwas mehr.
Zwei Millionen?
Gut zwei Millionen.
Sie machen inzwischen die gesamte Vermarktung selbst und nicht mehr über eine Vermarktungs-Agentur. Hat sich dieser Schritt gelohnt?
Auf jeden Fall. Die Bruttoeinnahmen sind ungefähr gleich hoch, aber die Kosten sind erheblich kleiner als die Kommission, welche früher die Marketing-Agentur für ihre Arbeit verrechnet hat.
Ist die Vermarktung heute schwieriger als noch vor ein paar Jahren?
Sie ist anders geworden, aber unter dem Strich nicht schwieriger.
Für die Vermarktung dürfte die Präsenz auf unserem staatstragenden Fernsehen nach wie vor von zentraler Bedeutung sein.
Das ist so. Die Direktübertragungen im frei empfangbaren öffentlich-rechtlichen Fernsehen sind für uns sehr wertvoll und die Einschaltquoten sind nach wie vor sehr gut. Wir hätten über private TV-Stationen nicht die gleiche Reichweite. Wir überlegen uns, den in drei Jahren auslaufenden Vertrag mit dem Schweizer Fernsehen vorzeitig zu verlängern.
Muss der HCD für die Produktionskosten aufkommen oder gibt es eine Entschädigung für die Übertragungsrechte?
Wir bekommen eine kleinere Entschädigung für den Kommunikationsauftritt von SRF.
In sechsstelliger Höhe?
Es ist ein Gegengeschäft.
Wie steht es um die Spengler-Cup-Pause für die Meisterschaft? Zurzeit haben Sie einen Vertrag mit der National League und der HCD zahlt den zwölf Klubs, die nicht am Turnier teilnehmen, jedes Jahr insgesamt 500'000 Franken pauschal für die Meisterschaftspause und 10'000 Franken für jeden Spieler, der für den Spengler Cup freigegeben wird. Wird dieser Vertrag mit der National League 2026 nochmals verlängert?
Das ist noch offen. Es ist denkbar, dass wir nicht mehr auf der Meisterschaftspause bestehen. Da das Schweizer Fernsehen ja keine Meisterschaftsspiele mehr zeigen kann, spielt es keine so grosse Rolle mehr, ob die Meisterschaft während des Spengler Cups weiterläuft. Problematisch könnte die Produktion werden. Das zweite Schweizer Team und wir können die zwei oder drei Meisterschaftspartien, die während der Altjahrswoche gespielt werden vor- oder nachholen. Zwar ist die heutige vertragliche Regelung gut, wir möchten sie durchaus gerne weiterführe, aber nicht zu jedem Preis.
Hat sich die Aufstockung von fünf auf sechs Teams durch die Teilnahme eines zweiten Schweizer Klubs bewährt?
Ja, auf jeden Fall.
Dann haben Sie sich auch schon Gedanken gemacht, wen Sie 2024 als zweites Schweizer Team einladen werden. Ambri wird ja voraussichtlich auch im Falle eines erneuten Turniergewinnes auf eine Teilnahme am Spengler Cup 2025 verzichten.
Ja, wir haben uns schon Gedanken gemacht.
Wer sind die Kandidaten?
Mit Gottéron haben wir schon sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ist Langnau nicht auch ein Thema?
Doch. Aber nur wenn die Langnauer konkurrenzfähig sind.
Was heisst konkurrenzfähig?
Langnau müsste schon in die Playoffs kommen.
Das könnte diese Saison der Fall sein. Dann müssten Sie aber Langnau dann gleich einladen. Denn Playoffs sind in Langnau so selten geworden wie inzwischen Meistertitel in Davos. Es kann Jahre dauern, bis die SCL Tigers wieder eine Chance auf die Playoffs haben und bis der HCD wieder Meister wird.
Gut, es würde mich freuen, wenn die Langnauer an den Spengler Cup kommen könnten.
Mit der Idee, nach 2026 auf die Spengler-Cup-Pause zu verzichten, rennt HCD-Präsident Gaudenz Domenig offene Türen ein. Liga-Spielplanchef Willi Vögtlin, einer der einflussreichsten Macher der Liga, sagt nämlich: «Ich würde diesen Schritt begrüssen. Dann haben wir eine Woche mehr für Meisterschaftsspiele zur Verfügung und es wäre für Davos und das zweite Schweizer Team, das zum Turnier eingeladen wird, problemlos möglich, die zwei Meisterschaftspartien, die dann während der Altjahrswoche gespielt würden, vor- oder nachzuholen.»
Der HCD überweist den Klubs im Unterland jede Saison eine Pauschale von insgesamt 500'000 Franken als Entschädigung für den Verzicht auf Meisterschaftsspiele während des Spengler Cups. Die Klubs haben diese Entschädigung erstritten, weil während der Altjahrswoche mindestens zwei Meisterschaftsrunden möglich wären und in dieser Zeit mit hohen Zuschauerzahlen gerechnet werden könnte.
Inzwischen ist der Spielplan auch wegen der geschützten Daten der Champions League (seit dieser Saison dürfen an den Spieltagen der Champions League keine NL-Meisterschaftsspiele ausgetragen werden) und der Erhöhung auf 52 Qualifikationspartien der Spielplan eng getaktet wie noch nie. Es käme Spielplan-General Vögtlin also entgegen, wenn er auch während der Altjahrswoche Spiele ansetzen könnte. Und der HCD könnte jährlich eine halbe Million sparen, wenn er die anderen Klubs nicht mehr entschädigen muss. Die Davoser könnten ja dann trotzdem 500'000 Franken ins Unterland investieren – für Spielertransfers.
Aktuelle
Note
7
Ein Führungsspieler, der eine Partie entscheiden kann und sein Team auf und neben dem Eis besser macht.
6-7
Ein Spieler mit so viel Talent, dass er an einem guten Abend eine Partie entscheiden kann und ein Leader ist.
5-6
Ein guter NL-Spieler: Oft talentierte Schillerfalter, manchmal auch seriöse Arbeiter, die viel aus ihrem Talent machen.
4-5
Ein Spieler für den 3. oder 4. Block, ein altgedienter Haudegen oder ein Frischling.
3-4
Die Zukunft noch vor sich oder die Zukunft bereits hinter sich.
Die Bewertung ist der Hockey-Notenschlüssel aus Nordamerika, der von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) geht. Es gibt keine Noten unter 3, denn wer in der höchsten Liga spielt, ist doch zumindest knapp genügend.
5,2
09.22
5,2
09.23
5,2
01.24
Punkte
Goals/Assists
Spiele
Strafminuten
Er ist
Er kann
Erwarte